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Die Wiederansiedlung der Quappe

Der LFV hat im Jahr 2009 ein Projekt zur Stützung des Quappenbestandes in der Lippe ins Leben gerufen. Die Populationsentwicklung dieser seltenen und geschützten Fischart sollte positiv beeinflusst werden.

Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz (ABU Soest) wurden im Herbst 2009 erste Elektrobefischungen an verschiedenen Standorten durchgeführt. Gefangene Tiere wurden nach eingehender Untersuchung (Erfassung von Gesundheitszustand, Länge und Gewicht) in die Teichhaltung überführt.

Die Vermehrung des projekteigenen Quappen-Laichfischstamms erfolgt im Fischereibetrieb des Ruhrverbandes an der Möhnetalsperre. Bereits im ersten Jahr waren die Versuche zur künstlichen Befruchtung und Vermehrung dieser geschützten Fischart sehr erfolgreich. Mittlerweile können jährlich bis zu 15 Millionen Quappeneier erbrütet werden.

Obwohl der Umgang mit den Eiern und den winzigen Larven nicht einfach ist und sehr viel Erfahrung voraussetzt, gelingt die Aufzucht der Quappen in speziell entwickelten Aufzucht-Zylindern. In diesen Zylindern werden die jungen Quappenlarven mit eigens produzierten Planktonorganismen angefüttert.

So ist es seit mehreren Jahren möglich, eine hohe Anzahl an Quappen in die Lippe und ihre Nebengewässer zu besetzen.

Der Besatz mit Larven erfolgt jährlich ab März in den Auenbereichen und langsam durchströmten Seitenarmen der Lippe. Im Frühsommer und Herbst werden zudem die Seitenzuflüsse mit bodenorientierten, größeren Fischen (ca. 5 ? 15cm) besetzt.

Ein großes Etappenziel wurde mit dem Nachweis der erfolgreichen natürlichen Vermehrung der Quappe im Jahr 2013 erreicht. Ein Zeichen für den Erfolg des Projekts gaben zunächst Wiederfänge von besetzten Quappen aus vorherigen Jahren. Mittlerweile werden in vielen Bereichenregelmäßig Quappen durch Anglerfänge nachgewiesen.

Um die Zucht weiterhin verantwortungsbewusst zu betreiben, wurden die Elterntiere der Quappen-Elterntierpopulation auf ihre genetische Vielfalt untersucht. Die genetische Vielfalt der Elterntiere spielt in der Zucht eine große Rolle für die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Nachkommen.

Die Ergebnisse der Untersuchungen durch die Universität Bochum zeigten eine hohe genetische Vielfalt der Elterntierpopulation und damit eine sehr gute Eignung der Elterntiere für die Zucht.

Um die Quappenbestände in Nordrhein-Westfalen zukünftig vor dem Aussterben zu schützen, werden seit dem Jahr 2016 auch Gewässerabschnitte der Ruhr und Ems mit Quappen wiederbesiedelt.

Das im Frühjahr 2016 erschienene Buch „Die Quappe (Lota lota) im Einzugsgebiet der Lippe: Ökologie, Schutzmaßnahmen, Zucht und Wiederansiedlung" gibt detaillierte Auskunft über das gesamte Quappenprojekt und ist über die Geschäftsstelle des LFV zu beziehen.

Steckbrief Quappe

Der einzige Vertreter der Familie der Dorsche im Süßwasser ist die Quappe (Lota lota). Kein anderer europäischer Süßwasserfisch zeigt den für die Familie typischen, einzelnen Bartfaden am Unterkiefer (Kinn).

Quappen bevorzugen kalte und sauerstoffreiche Gewässer. Neben Fließgewässern der Forellen- und Barbenregion bewohnen Quappen auch Seen, z. B. in den Voralpen – und Alpenregionen. Die nachtaktiven und räuberisch lebenden Quappen benötigen Sand- und Kiessubstrate am Gewässergrund und ernähren sich ab einer Größe von 20 cm von Kleinfischen, u. a. von Gründlingen und Schmerlen.


Ansprechpartner

Till  Seume
Fischwirtmeister
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