Der Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V. wird am Mittwoch, den 11.09.2024
(10:00 Uhr) eine weitere Aal-Besatzaktion in der Lippe in Hamm durchführen. Unterstützt wird die Aktion durch die Initiative zur Förderung des Europäischen Aals e.V. (IFEA – ESF), Angelvereine und Fischereigenossenschaften. Die ALBE-Fischfarm - als Lieferant der Besatztiere - beteiligt sich mit einer Zusatzspende von 50 kg Besatzaal. Beim Besatz behilflich sind zum zweiten Mal auch wieder Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 des Gymnasium Hammonense. Die Besatzaktion ist ein weiterer Beitrag im Rahmen der Schutzbestrebungen der Europäischen Aalverordnung zur Wiederauffüllung der Aalbestände. Insgesamt sollen an diesem Tag ca. 50.000 junge Aale ausgebracht werden. Bereits im letzten Jahr startet die Aktion mit einer vergleichbaren Besatzfischmenge.
Die Lippe ist mit ihren Zuflüssen ein wichtiger und natürlicher Aallebensraum. Wegen ihrer guten Gewässerstrukturen, der Wasserqualität und der geringen Anzahl an Querbauwerken und Wasserkraftanlagen wird sie zu weiten Teilen als Aal-Vorranggewässer im Wanderfischprogramm NRW gelistet, entsprechend ist die Lippe auch Teil der Aal-Besatzkulisse des Landes NRW.
Zur Situation des Europäischen Aals
Der Aal hat es heutzutage nicht mehr einfach und der Bestand des Europäischen Aales (Anguilla anguilla) ist in den letzten 200 Jahren im Zuge der Industrialisierung stark rückläufig. Als Wanderfisch, der sich in der Sargassosee im Westatlantik fortpflanzt und als winzige Larve in Meeresströmungen den Atlantik überquert, steht er am Ende seiner Atlantik-Durchquerung vor seiner größten Herausforderung: dem Eintritt in die europäischen Binnengewässer. Neben vielen Fressfeinden wie Raubfischen und Seevögeln sind es vor allem vom Menschen errichtete Hindernisse, die die kleinen Glasaale vor häufig kaum überwindbare Probleme stellen. Seit über 100 Jahren gibt es deshalb in Deutschland und anderen europäischen Ländern die Tradition des Besatzes geeigneter Binnengewässer mit Jungaalen; entweder direkt mit Glasaalen, die vor allem vor der französischen Küste gefischt werden, oder mit „vorgestreckten“ Aalen, die nach dem Fang als Glasaal eine gewisse Zeit in einer Aalfarm großgezogen werden.
Ist der Aal dann einmal in den Flüssen und Seenlandschaften eingesetzt worden, lebt er dort zwischen 10 und 15 Jahren und entwickelt sich vom Jungaal zum Gelbaal, bevor er sich wieder auf den gefährlichen Weg zurück in sein Laichgebiet macht. In dieser Zeit wird er durch natürliche Prädatoren wie Kormorane und Raubfische, aber auch Faktoren wie Krankheiten und die Angel- und Berufsfischerei dezimiert. Trotzdem spielen gerade die Angel- und Berufsfischer bei der Bestandserhaltung des Aales eine ganz wichtige Rolle, da sie es sind, die zu einem erheblichen Teil die Aal-Besatzmaßnahmen finanzieren und vor allem auch durchführen.
Auch auf seinem Weg zurück ins Meer, wo er dann als Blankaal den weiten Weg in die Sargassosee als Laichgebiet antritt, steht der Aal wieder vor der Herausforderung, verschiedene Hindernisse wie Deiche, Schleusen und Wasserkraftwerke zu überwinden. Gerade hier sind Verluste besonders bedauerlich, da jedes erwachsene Aal-Weibchen theoretisch über 1 Mio. Eier in sich tragen kann.
Der Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V. ist eine Organisation, die sich um die Belange der Angelfischerei kümmert. Dem Verband sind ca. 500 Angelvereine mit etwa 72.000 Mitgliedern angeschlossen. Als Inhaber der Fischereirechte an weiten Teilen der Lippe zwischen Hamm und Wesel ist der Verband verantwortlich für die Erhaltung eines gesunden, gewässertypischer Fischbestandes, zu dem auch der Aal als wichtiger Teil des natürlichen Artenspektrums zählt.
Die Initiative zur Förderung des Europäischen Aals e.V. (IFEA) ist ein gemeinnütziger Verein, der im Jahr 2009 gegründet wurde. Vereinsmitglieder sind die meist kleinen und mittelständischen Unternehmen der Aalwirtschaft und Fischereiverbände, aber auch Angelvereine, die den Aalbestand wiederaufbauen wollen. Neben den Beiträgen derjenigen, die vom Aal leben, finanziert sich die IFEA auch durch Beiträge von Konsumenten, die gerne Aal essen und die in den ESF, den Eel Stewardship Fund einzahlen. Die IFEA koordiniert und unterstützt Maßnahmen, die zur Wiederauffüllung des europäischen Aalbestands beitragen, ganz besonders Besatzmaßnahmen.
Der LFV Westfalen und Lippe e.V. und die Aal-Initiative wenden sich gegen ein Fang- und Verkaufsverbot, wie es von anderen Seiten manchmal gefordert wird. So ein Verbot löst nicht die größten Probleme des Aals, nämlich die Zu- und Abwanderung in Binnengewässer; stattdessen würde es wahrscheinlich dazu führen, dass zukünftig der Aal aus vielen Binnengewässern verschwinden würde und die wichtigen Kenntnisse und Informationen, die Fischer und Angler beisteuern, verloren gehen würden.
Kontakt:
Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V. info@lfv-westfalen.de
Ronald Menzel, Vorsitzender IFEA menzel@aal-initiative.org
Alexander Wever, Kommunikation IFEA info@aw-fisch.de
www.aal-initiative.org www.esf.international www.sustainableeelgroup.com